Dienstag, 8. Januar 2008

Manche "Gehirne" sind einfach cleverer als andere - Definition: "Wille" (3)

Ingo-Wolf Kittel erläutert, wie der "Wille" philosophisch definiert werden kann:

In der Tat bedarf es einer genauen Angabe, was jeweils mit "wollen" oder (substantiviert:) "der Wille" gemeint ist.

In der modernen Handlungstheorie ist mit (sc. etwas tun) "wollen" ein "Handeln" gemeint, das auf einen persönlichen Entschluss oder gemeinsamen Beschluss hin erfolgt. Die umgangssprachlichen Redeweisen, etwas absichtlich oder bewusst zu machen oder gemacht zu haben, dürften immer in diesem Sinn gemeint sein, ebenso der berühmte "letzte Wille": die Festlegung, wie der eigene Nachlass von anderen zu regeln ist. (Zum Grundsätzlichen s. hier und detaillierter hier oder ganz fundamental: Dirk Hartmann Philosophische Grundlagen der Psychologie. WBG, Darmstadt 1998 II,3 Emotive Psychologie und spezifisch wissenschaftsmethodisch hier.)

Der undifferenziert genutzte Begriff "wollen":

In undifferenzierter Redeweise wírd mit "wollen" einfach alles Streben und Bestreben von Lebewesen gemeint - ungeachtet dessen, wie es zustande kommt - oder gleich alles in der Welt (als gerichtet wirkender "Wirk"-lichkeit), eine Auffassung, nach der es dann sogar rein sprachlich möglich ist zu sagen (die simple Grundlage von Sagen), dass die Erde sich um die Sonne drehen "will", weil sie's faktisch "tut", und selbst ein Apfel vom Baum fallen wolle, nur noch nicht seine Zeit dazu gekommen sei, oder ein Stein vom Fels, dem nur der Anstoß dazu fehle...

Die Folge davon ist gravierend: Bewusstes, auf ein selbst bestimmtes Ziel ausgerichtetes und zweckgemäßes Handeln kann dann aus rein logischen Gründen nicht mehr von "Verhalten" unterschieden werden, das auf äussere oder innere Reize (oder Impulse) hin zustande kommt!

In diesem Fall ist nur noch die Differenzierung hinsichlich (unkonditioniertem oder angeborenen) Reflexen oder Reflexverhalten und gelerntem oder konditionierten, beim Menschen auch gewohnheitsmäßig genannten Verhalten möglich.

Undifferenzierter Begriff des "Wollens" in den Naturwissenschaften ist theoretisch nicht mehr darstellbar:

Unter derartigen theoretischen Vorbedingungen, die für Naturwissenschaften typisch sind, wird spezifisch menschliches Handeln, das per definitionem immer auf wenn auch noch so kurzes Denken - im einfachsten Fall auf eine kurze innere Zustimmung - hin zustande kommt, allein durch diese Festlegung des theoretischen Rahmens ausgeschlossen und ist infolgedessen auch theoretisch nicht mehr darstellbar.

Insobesondere wird in derartigen Theorien nicht sichtbar, dass eine solche Bestimmung ihrer eigenen Voraussetzung - nämlich eine bewusste Festlegung zu sein - widerspricht und Behauptungen auf der Grundlage von Theorien dieser Konstruktion in grundsätzlichem, sog. "performativem" oder innerem Selbstwiderspruch" stehen. (Zur modernen Lösung dieses methodischen Dilemmas, die auch die früh in der Geistesgeschichte entstandene Entgegensetzung von Geistigem und Körperlichem mit der bekannten Folge des sog. Leib-Seele-Dualismus zum Verschwinden bringt, s. diese Hinweise hier)

3. Januar 2008 22:00

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