Sonntag, 30. März 2008

Neurons, our "bascis of thinking" - Nervenzellen - Die Grundlage unseres Denkens

Unser Gehirn ist ständig aktiv, auch wenn wir schlafen. Insbesondere unsere Hörwahrnehmung ist ununterbrochen präsent. Wir träumen und "sehen" in unseren Träumen. Ständig können - auch während des Schlafes - Hirnströme gemessen werden. Und wenn wir wach sind, gibt es noch sehr viel mehr aktive Nervenverbindungen.

Mit Hilfe dieses Videos kann man sich ein bißchen vorstellen, was in unserem Kopfe so ständig vor sich geht. Trillionen von Nervenzellen kommunizieren mit Trillionen anderer Nervenzellen. Im Schlaf geht es in unserem Kopf nur etwas ruhiger und ggf. "langsamer" zu. Sobald wir wach sind, unsere Augen aufschlagen, hören und riechen wird es richtig lebhaft in unserem Gehirn. Jede Aktivität, wie Frühstück zubereiten, Zeitung lesen zeichnet sich durch zunehmende Aktivierung aus.

Our brain is constantly active, even if we sleep. Especially our hearing perception is continuously in action. We dream and "see" in our dreams. Constantly - while sleeping - brain actions can be measured. And if we are awake, there are still many more active nerve connections. This video helps for understanding and to catch an idea what is happening always in our head. Trillions of nerve cells communicate with Trillions of other nerve cells. While sleeping in our head it's only somewhat more calmly and if necessary. "more slowly" too. As soon as we are awake, our visual, auditive and sensory systems gets more and more lively in our brain. Each activity, like breakfast prepare, newspaper read is characterised by increasing activation.



Nun stellen Sie sich vor, Sie wollten eine bestimmte Rechenaufgabe aus dieser Aktivität "herauslesen". Dann stehen Sie vor demselben Problem, wie unsere Hirnforscher. Wie mißt man, angesichts der ständigen Aktivität im Gehirn eine bestimmte Aufgabe heraus?

Neurowissenschaftler messen zunächst die "Grundaktivität", d.h. das ständig vorhandene Rauschen. Dann messen sie die Aktivität des Gehirns, während die gestellte Aufgabe gelöst wird. Die Grundaktivität liefert schon enorm viel Datenmaterial: Schicht für Schicht wird das ganze Gehirn durchgemessen. Der Computer "errechnet" die Aktivierungen. Daselbe macht man nun während eine Aufgabe gelöst wird. Wieder wird das Gehirn Schicht für Schicht durchgemessen und die Aktivierungen "errechnet". Der Forscher hat nun zwei Datensätze. Wieder mit Hilfe des Computers werden unzählige Berechnungen vorgenommen. Vom Zahlenmaterial, welches während der gestellten Aufgabe gewonnen wurde, wird nun das Zahlenmaterial während der Grundaktivität abgezogen. Was übrig bleibt, so wird angenommen, sei nun die Hirnaktivität welche man braucht um die Aufgabe zu lösen.

Wenn Sie darüber nachdenken, dann wird Ihnen auffallen, dass erstens diese Berechnungen durchaus als relativ grob betrachtet werden können und zweitens, der Forscher nie ganz sicher sein kann, ob zur Aufgabenlösung nicht auch bestimmte Teile aus der "Grundaktivität" notwendig sein könnten.

Da das Gehirn ständig aktiv ist, können auch nur besonders intensive Aktivitäten "herausgemessen" werden. Diese „Aktivierungslandschaften“ bildgebender Verfahren können trügerisch sein, denn sie bilden nur isolierte Spitzenwerte ab.Wenn nach einer Flut das „Landschaftspanorama“ betrachtet wird, so sieht man auch nur noch die „Spitzen“ der Berge. Wie die "Landschaft" in Wirklichkeit aussieht bleibt dabei verborgen.

Now imagine, you want a certain arithmetic problem to pick out from this activity. Then you have the same problem, as our brain researchers. How can we measure out, in view of the constant activity in the brain a certain task? Neuroscientists measure first the "basic activity", i.e. the constantly existing noise. Then they measure the activity of the brain, while the task is solved. The basic activity supplies already enormously much data: Layer for layer is through-measured the whole brain. The computer "calculates" the activations. The same procedere is used now during a task is solved. Again the brain layer for layer is through-measured and the activations "is calculated". The researcher has now two data records. Again with the help of the computer innumerable computations are made. From the statistics, which were won during the task posed, now the statistics are taken off during the basic activity.

Which remains then, is now the brain activity which one needs around the task to solve. If you think about it, then you will notice that first of all these computations can be quite regarded as relatively rough. Secondly, researchers cannot be sure whether it could be necessary for problem solving to include certain parts from the "basic activity".

Since the brain is constantly active, also only particularly intensive activities can be "out-measured". These "activation landscapes" of picture-giving procedures can be deceitful, because they show only isolated peak values. It looks like you see after a tide the "landscape panorama", you can see only the "points" of the mountains. How the "landscape" looks in reality thereby remains hidden .

Detaillierte Informationen gibt es dazu im Buch von Stephan Schleim "Gedankenlesen":
"Bilder" vom Gehirn und was wirklich "dahinter" steckt....

Freitag, 28. März 2008

"Bilder" vom Gehirn und was wirklich "dahinter" steckt....

Der Kognitionsforscher Stephan Schleim ist Geisteswissenschaftler und Empiriker zugleich:

Sein Blick, geprägt durch seine Studiengebiete Philosophie, Psychologie und Informatik, ist per se "interdisziplinär". Sein Wissen aus der Informatik und Psychologie führt zu einer besonderen Kompetenz, Versuchsanordnungen in der kognitiven Neurowissenschaft zu konstruieren und zu analysieren. Das informationstheoretische Wissen sorgt dabei für ein vertieftes Verständnis des verarbeiteten Zahlenmaterials und seiner Bedeutung. Der philosophische "Blick" auf die Dinge, unterstützt das Ziel, Untersuchungsergebnisse zu verstehen und angemessen zu interpretieren.

Stephan Schleim sieht den Menschen nicht nur als "Untersuchungsobjekt" der Forschung selbst. Er denkt weiter und fragt sich z.B., inwieweit zufällige Befunde -entdeckt während des Forschungsprozesses - das Leben des Probanden verändern und wie man damit umgehen soll. Ihn interessiert neben seiner Forschung auch die damit verbundenen Konsequenzen (=>"Neuroethik"):

Wie ein Hirnscan das Leben verändern kann
Zufallsfunde - Was tun?

Von dieser "philantropen" Betrachtungsweise profitiert der Leser seines Buches in besonderem Maße:

Neben vielen Fachartikeln hat er ein bislang einzigartiges und erschwingliches Buch (18€!) über die Hintergründe der neurowissenschaftlichen Forschung geschrieben:

Stephan Schleim
Gedankenlesen
Pionierarbeit der Hirnforschung. Vorw. v. Thomas Metzinger u. John-Dylan Haynes

Telepolis Verlag - 18€
ISBN: 9783935931489


Man möchte meinen, dass - angesichts seines breiten wissenschaftlichen Hintergrundes - Sprache und Inhalt zugleich hochwissenschaftlich und damit nicht leicht zugänglich sein könnten. Weit gefehlt: Der Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Stephan Schleim, schafft den Spagat einer wissenschaftlich fundierten Analyse der neurowissenschaftlichen Theorie, seiner technischen Instrumente und deren Reichweite, verständlich darzustellen.

Bislang ist keines der einschlägigen Bücher im Detail auf die Grundlagen der Hirnforschung eingegangen. Neurowissenschaftler haben häufig Zusammenhänge zwischen Forschungsergebnissen und sozialen Faktoren suggeriert, ohne dass der interessierte Leser die Aussagekraft des Datenmaterials bislang überprüfen konnte. Diesen Aspekt greift Professor Thomas Metzinger (Philosoph) in dem ebenfalls lesenswerten Vorwort zu Stephan Schleim's Buch auf:

Er spricht von "Alarmisten", welche die Erkenntnisfortschritte dramatisieren und damit die mediale Aufmerksamkeit für ihre Hypothesen maximieren, von Missionaren als ideologische Trendsurfer, welche Werbung für das machen, woran sie glauben und von jenen, welche mit ihren "Gedankenlesetechnologien" Geld verdienen wollen. Er kommt zu dem Schluss, dass hier interdisziplinäres "Orientierungswissen" gebraucht wird. Und genau dies bietet das Buch "Gedankenlesen".

Regelmässig leiten verschiedene Forscher aus denselben Daten gegenteilige Hypothesen ab. Zum Beispiel das legendäre "Libet-Experiment": manche hielten es für einen Beweis, andere für eine Widerlegung der Willensfreiheit....

Auf dem deutschen Buchmarkt, ist das Buch "Gedankenlesen - Pionierarbeit der Hirnforschung" bislang das einzige Buch welches über die Hintergründe der Hirnforschung so detailliert aufklärt.

Ich würde den Inhalt des Buches in zwei Sätzen auf den Punkt bringen wollen:

"Ein Blick hinter die Kulissen der Neurowissenschaften - mit welchen Methoden und Versuchsanordnungen kommen Neurowissenschaftler zu ihren Ergebnissen?"

"Hinter die Kulissen" - damit meine ich Stephans Schleims Beschreibung der geschichtlichen Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschungsmethoden, wie z.B. das EEG, Lügendetektoren, PET und MRT.

Dabei wird nicht nur die wissenschaftliche Relevanz der Methoden zum Verständnis der Neurowissenschaft erläutert, sondern auch politische und ethische Fragen diskutiert. So erfährt der Leser, dass Hirnforscher oft selbst vor dem Problem stehen, zu verstehen, was ihre Ergebnisse bedeuten. Der Autor widmet sich den häufig vorhandenen Erklärungslücken zwischen den experimentellen Aufbauten einerseits und den gemessenen Phänomenen andererseits.

Wie lösen Wissenschaftler das Problem, dass unser Gehirn immer aktiv ist und ein ständiges "Rauschen" zu messen ist? Wie mißt man hier einzelne Aspekte "heraus", wie löst man das Problem der zeitlichen Verzögerung in den Gehirnbildern und wie geht man mit den Unmengen Daten um, welche diese Bilder liefern?

Stephan Schleim beantwortet diese Fragen und geht hier bis ins Detail. Er lässt uns Leser die einzelnen Schritte der Forscher vom Untersuchungsdesign bis zur Interpretation der Ergebnisse nachvollziehen. Er lässt uns verstehen, warum viel gelobte Techniken bei weitem nicht das halten können, was sie versprechen. Dennoch berichtet er auch über viele gute Seiten, was die moderne Hirnforschung z.B. für hirngeschädigte Patienten leistet und voraussichtlich noch leisten kann.

Mit dem Hintergrundwissen aus diesem Buch wandelt sich mancher Blick auf Ergebnisse, welche einige "Neurowissenschaftler" wieder als neue "bahnbrechende" Erkenntnis verkaufen (möchten)....

Das Buch "Gedankenlesen" füllt eine Marktlücke: es klärt den Leser darüber auf, was genau "hinter" den Ergebnissen steht und bietet ihm auf diese Weise die Möglichkeit, Ergebnisse aus der Neuroforschung eher in Richtung seines "Nutzens" und seiner "Seriosität" einordnen zu können.

Wer mitreden möchte, kommt daran nicht vorbei.... Selten habe ich ein Buch so "verschlungen" ;-)

Weiterführende Informationen, Aufsätze und Publikationen von Stephan Schleim:

Weitere Rezensionen:
Neue Züricher Zeitung "Der Traum vom Gedankenlesen" Rezension von Wolfgang Skandries
Die eindrücklichen bunten Bilder werden wohl von den meisten Laien nicht richtig verstanden, weil die technischen und statistischen Methoden, die ihnen zugrunde liegen, sehr kompliziert sind. (Zitat aus der Rezension)
Hanoversche Allgemeine Zeitung: Die Gedanken zu fassen bekommen
Sind Gedanken lesbar? Steht uns eine Gedankenkontrolle bevor? Wie zuverlässig sind Lügendetektoren? Lassen sich verborgene Absichten mittels Hirnforschung erkennen? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert das Buch „Gedankenlesen - Pionierarbeit der Hirnforschung“.
Frankfurter Allgemeine: "Was geht hinter dieser Stirn bloß vor" Rezension von Helmut Mayer
Wie realistisch ist die Verheißung eines maschinellen „Gedankenlesens“? Ein Phänomen, von dem inzwischen oft zu lesen ist und das bereits einige Unternehmen dazu gebracht hat, Lügendetektoren auf der Basis von Hirnscans in Aussicht zu stellen. Ist es möglich, dass über kurz oder lang die neuronalen Signaturen von Gedanken sich entschlüsseln lassen? Und mit welchen technischen Anwendungen wäre zu rechnen, wenn solches Wissen tatsächlich in Reichweite rückte?

Montag, 24. März 2008

Read and see Jay Giedd how he speaks about the neuroscience of the teenbrain

Interview with Jay Giedd
What has surprised you about looking at the adolescent brain?
The most surprising thing has been how much the teen brain is changing. By age six, the brain is already 95 percent of its adult size. But the gray matter, or thinking part of the brain, continues to thicken throughout childhood as the brain cells get extra connections, much like a tree growing extra branches, twigs and roots. In the frontal part of the brain, the part of the brain involved in judgment, organization, planning, strategizing -- those very skills that teens get better and better at -- this process of thickening of the gray matter peaks at about age 11 in girls and age 12 in boys, roughly about the same time as puberty.
Read more on the website......

or watch the film:



Read more about Jay Giedd, his findings and the discussion about the development of teenbrains:

A critical article about the neuroscientific way of description -
Are Teens Just Wired That Way?
Researchers Theorize Brain Changes Are Linked to Behavior
Shankar Vedantam Washington Post Staff Writer , June 3, 2001; Page A1
Neuroscientist Jay Giedd was studying the brains of healthy teenagers when he noticed something odd: The brains appeared to change in unexpected ways as the youths matured through adolescence. …..

A site about the teenbrain
http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/teenbrain/

Discussion site about the teenbrain – different scientists and their opinions...
http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/teenbrain/work/


Related links on this blog in german speech:
Pubertät (1): Was hat der Neurotransmitter "Dopamin" mit der Pubertät zu tun?
Pubertät (2) "Hirnentwicklung in der Pubertät"

Donnerstag, 6. März 2008

Hirnforschung und das Konzept der Hochbegabung - Drei Hirnforscher und zwei "Ansichten"

Vorwort
Zu Recht wird manchen Neurowissenschaftlern des Öfteren vorgeworfen, dass nur "alter Wein in neuen Schläuchen" präsentiert wird. Und ab und zu sind die Berichte noch enttäuschender oder widersprechen gar Erkenntnissen der psychologischen Forschung......

Der m.E. von Neurowissenschaftlern ins Leben gerufene "Neurohyper" führt zu einer bunten Vielfalt an begründeten und weniger begründeten wissenschaftlichen Annahmen und Ursachenzuschreibungen. Es scheint einfach verführerisch zu sein, das "Neuro"-Label auch zur Untermauerung für eher oberflächliche Betrachtungsweisen eines Gegenstandes zu "verwenden".(Der betörende Nimbus der Neurowissenschaften)

Ein Stück weit amüsiert mich dabei, dass sich hier Neurowissenschaftler mit einem Problem beschäftigen, welches sie meines Erachtens selbst verursacht haben. Sei es, dass das Libet-Experiment als naturwissenschaftlicher Beweis für das Nichtvorhandensein des freien Willens von Neurowissenschaftlern bemüht wird - selbstverständlich ohne vorher den in der Philosophie beheimateten Begriff zu definieren. Oder sei es, dass Neurowissenschaftler sogar Politiker davon überzeugen konnten, ein eigenes "neurowissenschaftliches" Forschungszentrum zu gründen, um endlich die Geheimnisse des Lernens auf naturwissenschaftlicher Basis zu erschließen, ohne im interdisziplinären Sinne, wenigstens bereits vorhandene umfangreiche psychologische Forschungen und Forschungsdesigns in die eigene Forschung mit einzubinden......

Die Hirnforschung feiert weiter "Hochkonjunktur" und daher werden hoch angesehene Wissenschaftler zu Fachexperten auch in Gebieten außerhalb ihrer Spezialisierung.

Leider beschränken sich so befragte Forscher in ihren Aussagen nicht auf ihre Kompetenzgebiete, sondern geben darüber hinaus Urteile ab, welche dann zu einer „Verwässerung“ des tatsächlichen Forschungsstandes führen. Aber warum sollten renommierte Wissenschaftler gut bezahlte Vorträge absagen, nur weil das gefragte Thema nicht zum eigenen "Spezialgebiet" gehört und sich die Veranstalter doch gerne mit einem "berühmten" Namen "schmücken"?


Das Hochbegabungskonzept von Gerhard Roth

Ohne die hohen Verdienste und Qualifikationen von Prof. Dr. Dr.Gerhard Roth in Abrede stellen zu wollen (er hat Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie und im Zweitstudium Biologie mit der Spezialisierung „Zoologie“ studiert und zweimal promoviert, habilitiert etc.) , so sind doch seine Aussagen zur „Hochbegabung und Hirnforschung“ eher oberflächlich. Insbesondere macht sich hier seine fachfremde Annäherung an Spezialgebiete der Psychologie bemerkbar. Seine Definition des Intelligenz- und auch Hochbegabungsbegriffes stimmt mit dem unter Wissenschaftlern gefundenen Konsens nicht überein.

Ebenso sind die Kenntnisse und das Wissen über Hochbegabung in der Hirnforschung bei weitem nicht so klar, wie Gerhard Roth dies z.B. in der Sendung „Nano“ (3Sat) und anderen Vorträgen dargestellt hat.

So behauptet er dort, dass die Hochbegabung ausschließlich über den Intelligenzquotienten definiert sei. Auch seine Behauptung. „dass Intelligente das so genannte Arbeitsgedächtnis im Stirnhirn (präfrontaler Cortex), das den "kognitiven Flaschenhals" beim Problemlösen bildet, weniger aufwendig nutzen“ ist bei weitem nicht in dieser Form und Eindeutigkeit von der Hirnforschung bestätigt worden.

Zur Frage, inwieweit Hochbegabung biologisch bedingt sei, vertritt er sogar zwei verschiedene Konzepte:

In der Nano-Sendun(2001) geht Roth noch von einer 50 prozentigen biologischen Bedingtheit der Hochbegabung aus, wozu genetische Faktoren, Einflüsse während der Embryonalzeit, während der Geburt und in den ersten Wochen und Monaten danach gehörten.
(Auch die Forschung zur Intelligenz geht inzwischen allgemein von einer 50-prozentigen biologischen Bedingtheit aus, )
Im Vortrag (2007) vor der Schweizerischen Studienstiftung behauptet Prof. Dr. G.Roth dann aber:"
Die Frage, ob Intelligenz genetisch bedingt oder durch Umwelteinflüsse geprägt werde, könne heute aufgrund zahlreicher Studien beantwortet werden.
So erklärte Roth: «Intelligenz ist zu rund 80 Prozent angeboren.» Leider verzichtet Prof. Dr. Roth auf die Nennung jener Studien, welche seine Feststellung belegen sollen.......

Auch seine Aussage in der geäußerten Einfachheit: „Intelligenz ist messbar“ – ist nicht korrekt, blendet sie doch die Vielfalt an Erscheinungsformen und die Probleme der Messbarkeit völlig aus.

Ebenso die im Vortrag in ihrer Klarheit so geäußerte Feststellung, dass ungefähr 800.000 Menschen hochbegabt seien - ist nur ein reiner Schätzwert (abgeleitet aus einer statistischen Wahrscheinlichkeitsannahme) und nicht - wie die Art und Weise der Darstellung suggerieren möchte - ein tatsächlicher Wert....... So variieren die Angaben über die angebliche Anzahl Hochbegabter je nach Autor: Demnach gibt es in Deutschland zwischen 300.000 bis 2.400.000 Hochbegabte - suche sich jeder die Menge heraus, welche er sich gerade wünscht ;-))
http://www.studienstiftung.ch/d/data/262/Roth_Gehirn_und_Begabung_27062007.pdf


Ein Beispiel fundierter und seriöser Hirnforschung zur Hochbegabung:

Das Hochbegabungskonzept der beiden Hirnforscher Christian Hoppe und Jelena Stojanovic welches im aktuellen Gehirn&Geist-Heft vorgestellt wird, liest sich hier sehr viel differenzierter. Und - wie nicht anders zu erwarten war - sind die vorhandenen Forschungsergebnisse keinesfalls so eindeutig, wie in einfach konzipierten Erklärungskonzepten immer wieder versucht wird, zu vermitteln.

Seit 2006 untersuchen die beiden Jungforscher die aktuelle Forschungslage und betreiben im Auftrag der Karg-Stiftung eigene Forschungen zur Hochbegabung. In ihrem Beitrag stellen sie verschiedene Forschergruppen und ihre zum Teil gegensätzlichen Forschungsergebnisse vor:

Eine ihrer "vorläufigen" Schlussfolgerungen sind, dass Hochbegabte bei geringen kognitiven Ansprüchen auch eine geringere Hirnaktivität aufweisen. Kognitive Herausforderungen würden hingegen mit verstärkter Hirnaktivität beantwortet. Offenbar nutzen Hochbegabte ihre rechte Hirnhälfte intensiver, als normal begabte. (Die rechte Hirnhälfte ist normalerweise immer dann sehr aktiv, wenn Neues gelernt wird. Werden Inhalte zur Routine, dann verlagert sich die Aktivität von der rechten zur linken Hirnhälfte - so der derzeitige Stand der Forschung).

Die Autoren haben zu diesem Phänomen in ihrem Beitrag keine Erklärung hinterlassen. Angesichts dessen, dass der rechten Hirnhälfte die "Erarbeitung neuer Fähigkeiten" zugeschrieben wird, vermute ich:
Möglicherweise sind Hochbegabte geistig grundsätzlich aktiver und verwenden kognitive Herausforderungen um immer wieder an Inhalten weiter zu arbeiten, während der normal Begabte hier den bequemeren Weg sucht: lernen und dann ab in die Routine (d.h. bei normal Begabten ist die rechte Hemisphäre zunächst aktiv und nachdem das Neue beherrscht wird, braucht nur noch die linke Hemisphäre tätig zu werden).


Christian Hoppe und Jelena Stojanovic kommen nach ihren 2-jährigen Forschungen zu dem Ergebnis, dass Hochbegabung eng mit dem Zusammenwirken von vererbter Begabung und der Nutzung dieser Ressourcen zusammenhängt. Nach dem Motto "ohne Fleiß kein Preis", veranschaulichen sie ihre Auffassung an den Forschungen bei musikalisch Hochbegabten, welche ihre musikalischen Erfolge erst durch den Einsatz mit viel Fleiß und Disziplin erreichen.

In ihrem FAZIT zeigen sie, dass die Forschung letztendlich erst noch in den Anfängen steht und hoffentlich noch einige Ergebnisse mehr zu erwarten sind:
Daher wagen wir an dieser Stelle eine Vorhersage: In fünf Jahren wird sich ein Übersichtsartikel über "Gehirn und Begabung" auch und besonders mit Erkenntnissen über Motivationsprozesse bei Hochleistenden, deren Formbarkeit durch Training und soziale eiflüsse sowie deren genetische Grundlagen beschäftigen.(Gehirn & Geist 3/2008, S. 56)
Mein FAZIT:
Die Leser dürfen weiter gespannt sein, welche Forschungsergebnisse Christian Hoppe und Jelena Stojanovic uns noch weiter präsentieren werden. Ihre kritische Analyse der bisherigen Forschungen lässt hoffen, dass wir hier weiterhin ernstzunehmende und wissenschaftlich fundierte Ergebnisse - ohne plumpe Vereinfachungen und Schönfärbereien - erwarten können.

Weiterführende Links:

Hochbegabung aus pädagogisch-psychologischer Sicht:
Was ist Hochbegabung? Hochbegabung ist das, was Wissenschaftler definieren....

Intelligenzbegriff und Intelligenzforschung
Erläuterung zum Intelligenzbegriff und Intelligenzforschung
Über Intelligenz - PDF-Datei

Karg-Stiftung und Webseiten zur Hochbegabung:
Wer wir sind - die Köpfe hinter der AG Hochbegabung
Alles in einem Rutsch als PDF-Dokument: hier!
Bericht über die neurowissenschaftliche Literatur zu "Hochbegabung und Gehirn"

Hirnforscher und Hochbegabung:
Webseite von Haier mit PDF-Downloads zu seinen Forschungen
Forschungsgruppe Jeremy Gray
PDF-Dateien auf Webseite zum freien Download

Dienstag, 4. März 2008

Etwas wahrnehmen oder nicht wahrnehmen? Wie erzeugt unser Gehirn "Bewusstsein"?

Das Wachkoma (-> Spektrum der Wissenschaft 3/2008) ist für Außenstehende unheimlich und faszinierend zugleich. Und die "Erscheinungsformen" eines Wachkomas sind keinesfalls so einheitlich, wie der Name suggeriert oder suggerieren möchte. Rein medizinisch gesehen wurde zwischenzeitlich - wie bei vielen anderen Krankheitsformen im Sinne der "evidenzbasierten" Medizin eine "Vereinheitlichung" vorgenommen - in unserer Betrachtung hier bleibt dieser Aspekt außen vor.
(Wer sich für das Wachkoma aus Sicht der Patienten, Angehörigen und Mediziner interessiert: Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie im Wachkoma wären?)

Was kann nun die Hirnforschung zum Unterschied zwischen dem Bewusstsein gesunder Menschen und Wachkomapatienten sagen?
Betrachtet man per PET (Positronen-Emissionstomografie) den Energieverbrauch im Gehirn, so sind unter Umständen keine Unterschiede zwischen gesunden Probanden und Wachkomapatienten festzustellen.

Jedoch zeigen bestimmte Hirnareale durchaus Unterschiede: So weisen die so genannten assoziativen Rindengebiete von Stirn- und Scheitellappen große Unterschiede auf. Die Fernverbindungen zwischen den beiden Großhirnhälften scheinen bei Wachkomapatienten stillgelegt zu sein. Davon sind auch die Kontakte zwischen Thalamus und Rindengebiete betroffen.

Wie Steven Laureys in seinem Beitrag allerdings hinweist
"wartet noch viel Forschung auf uns, bis wir sicher feststellen können, ob sich ein Kranker wirklich in einem vegetativen Zustand befindet. Das berührt auch Prognosen und Therapiemaßnahmen."
Dies entspricht auch dem, worauf Prof. Dr. A. Zieger in seinen Beiträgen hinweist.

Hinweise auf den Beitrag von Seven Laureys im Heft "Spektrum der Wissenschaft" und weiterführende Links.
Steven Laureys in Quarks & Co. : Rätsel Wachkoma - Gibt es Spuren von Bewusstsein?




Ein vorläufiges ! FAZIT zur Frage, was "Bewusstsein" ausmachen könnte:

Bewusstsein ist der Zustand des Gehirns, welcher intakte "Fernverbindungen" zwischen Thalamus und Rindengebieten, sowie ein funktionierender Austausch zwischen den beiden Hemisphären voraussetzt.

Zukunftsvision bei Hirnverletzungen?: Nach Gehirnverletzungen: Aus neuralen Stammzellen...Quelle: Bionity.com Biotech News