Montag, 14. September 2009

Magazin Gehirn&Geist, Nr.10/2009: In Blicken lesen

Pressemitteilung zum Magazin Gehirn&Geist 10/2009: Empathie:
In Blicken lesen

Mittels zwei verschiedener Netzwerke meistert unser Denkorgan die schwierige Aufgabe, andere zu verstehen.
Meistens sehen wir unseren Mitmenschen schnell an, was in ihnen vorgeht. Doch wie funktioniert das eigentlich? Laut Hirnforschern gibt es zwei getrennte Netzwerke im Kopf, die für Empathie und Mitgefühl zuständig sind.
"Eines dieser Netzwerke besteht aus den Spiegelneuronen", erklärt der Psychiater Kai Vogeley von der Universitätsklinik Köln in der aktuellen Ausgabe von Gehirn&Geist (10/2009). Diese Nervenzellen werden dann aktiv, wenn wir bei anderen eine Handlung beobachten – oder wenn wir sie uns nur im Geiste vorstellen oder selbst nachahmen.

Das zweite "soziale Netzwerk" besteht dagegen aus verschiedenen Hirnstrukturen, die gemeinsam dafür sorgen, dass wir über den Gefühlszustand einer anderen Person nachdenken. Es ist somit auf höherer, kognitiver Ebene angesiedelt.

Offenbar arbeiten die beiden Systeme eng zusammen. Das fand Vogeley heraus, indem er Probanden im Labor mit einem "virtuellen Agenten" konfrontierte: Die Computersimulation eines menschlichen Gesichts betrachteten Versuchsteilnehmer, während ein Magnetresonanztomograf ihre Hirnaktivität erfasste. Dabei zeigte sich: Um wahrzunehmen, dass sich jemand für uns interessiert, erfassen zunächst die Spiegelneurone die Richtung der Augenbewegungen des Gegenübers. Das "Denk-Netzwerk" misst dem Blick dann in einem zweiten Schritt ein bestimmte Bedeutung bei. So kommt es, dass direkt angeschaut zu werden, als ein so starkes soziales Signal wirkt.


Kurzkommentar:
Tatsächlich überrascht das Ergebnis der Forschungen nicht. Denn in unserem Gehirn arbeiten ständig verschiedene "niedrige" und "höhere" kognitive Funktionen zusammen. Auch die unterschiedlichen Sinnessysteme arbeiten nicht unabhängig voneinander.

Was dieser kurze Forschungsbericht erneut zeigt: Der große Vorteil der neurowissenschaftlichen Forschung ist die Möglichkeit nach und nach die große "Black-Box" der Psychologie (= Gefühle, Emotionen, Motivationen) zu öffnen und die bislang nur indirekt gewonnenen Forschungsergebnisse und daraus entstandenen theoretischen Modelle zu präzisieren und zu objektivieren.

Dazu hätte ich noch eine wirklich spannende Frage: Was passiert in den Gehirnen jener Personen (z.B. manchen Autisten), welche nicht in der Lage sind die Mimik ihres Gegenübers zu interpretieren ?

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